
Wie das Wetter, so das Leben – Gedanken auf dem Weg
Regnerisch-trüb bezeichnet das Wetter heute am besten. Eigentlich mag ich das Wetter. Heute Früh ist es mir ein bisschen zu frisch und unangenehm.
Auf dem Jakobsweg gab es auch solche Tage, an diesen geht man vielleicht etwas später los, die Motivation ist nicht ganz so hoch wie an Sonnentagen, doch das ist egal.
Man ist ja hier, um zu laufen, auf ein Ziel hin.
An wirklich nassen Tagen da legt man schon mal ne frühere oder auch längere Pausen ein und trinkt einen Café con leche (= Milchkaffee) und noch eine heiße Schoki und dann gibt’s noch eine Tortilla. Da es nicht nur dir so geht, gesellen sich neue Menschen dazu und es bildet sich eine lockere Runde: einfach da sein, die Wärme und die Verbundenheit spüren.
Es gibt selten Tage, an denen es den ganzen Tag regnet und auch da wird bei der Ankunft in der Herberge alles getan, damit am nächsten Morgen wieder alles so einigermaßen trocken ist, damit man weitergehen kann.
Das Leben ist rückblickend wie eine Pilgerreise. Wie oft schmerzt etwas und wir haben keine Lust, weiter zu gehen. Wie oft gibt es diese trüben Tage, an denen wir uns am liebsten einigeln würden?
Wie oft gibt es auch die anderen Tage, in denen uns die Sonne aus dem A*** scheint, wir einfach nur glücklich sind, weil wir tolle Menschen um uns haben, täglich machen können, was uns Freude macht, was uns liegt und wo wir hinterher spüren: “Heute war ich wirksam“.
Das Leben ist ein Auf und Ab, ein Hin und Her, ein Hell und Dunkel, ein Voll und Leer. Das Leben ist ein Balanceakt, in dem wir für uns herausfinden dürfen:
– Wo braucht es mehr Yin = Entspannung, Hingabe, Empfangen?
– Und wo braucht es mehr Yang = Umsetzung, Struktur, Ausrichtung?
Wir brauchen beides und genau deshalb sind auch diese trüben Regentage wichtig. Weil sie uns wieder zu uns zurückführen ins Hier und Jetzt, wenn wir mit unseren Gedanken und Plänen schon wieder zu viel in der Zukunft hingen.
Jeden Moment bewusst erleben, bewusst entscheiden und in unserer Mitte sein und bleiben. Egal was das „Wetter“ (= Synonym für jede Herausforderung) macht.

Buen Camino,
deine Nicole!